Der emotionale Höhepunkt: „Cheruskia, Cheruskia – Wir steh’n zu dir das ganze Jahr!“, beim Finale mit Vereinshymne des Cäcilienchors sangen alle Festgäste mit. Fotos: Holger Luck
Von Claus Kossag und Holger Luck 06.03.2020
Sportverein feiert eindrucksvoll/ Eine Erfolgsgeschichte
„Cheruskia, wir steh´n zu dir“
LAGGENBECK. „Cheruskia, Cheruskia – Wir steh’n zu dir das ganze Jahr!“ Der SV Cheruskia Laggenbeck feierte am Freitagabend sein 100-jähriges Bestehen, und die Vereinshymne eröffnete den Festakt emotional. Rund 150 geladene Gäste waren in den Saal Linnenschmidt nach Laggenbeck gekommen, und wer sich dem Sportverein besonders verbunden fühlte – also eigentlich alle Anwesenden – stimmte sofort kräftig ein. Fast dreieinhalb Stunden später erklang die Hymne ein zweites Mal und beendete, diesmal gesungen vom Cäcilienchor, den offiziellen Teil des Abends. Zwischen diesen sehr emotionalen Eckpunkten wurde ein Festprogramm präsentiert, das den Jubilar würdigte und dabei allerlei Unterhaltsames im Gepäck hatte.
Der SVC-Vorsitzende Michael Jankowski blickte zurück auf 100 Jahre gelebte Gemeinschaft, ehrenamtliches und soziales Engagement sowie sportliche Erfolge. Das begann im Jahr 1920 mit den Gründern um Carl Keller, einem Dutzend junger Männer, die Fußball spielen wollten. Es war die Geburtsstunde des SVC, später Heimat von Generationen von Sportlern in Laggenbeck. Zählte der SVC im Jahr 1962 insgesamt 531 Mitglieder, wurde 1974 bereits die 1000er-Grenze überschritten. Aktuell hat der Verein 1570 aktive und passive Mitglieder und ist damit einer der größten Vereine in Ibbenbüren.
Jankowski sagte, der Sportsgeist und die Ideale der Gründer seien geblieben. Der SVC fördere den Freizeit- und Breitensport, unterstütze den Leistungssport, achte das Ehrenamt. Der Verein sei offen für jedermann, gehe die Veränderungen und Herausforderungen für Sportvereine in aktuell nicht leichten Zeiten an. Der „Spirit“ von Cheruskia sei „Dein Verein, deine Leidenschaft“. 100 Jahre Cheruskia Laggenbeck, das sei vor allem eine Erfolgsgeschichte und das Ergebnis einer harmonischen Vereinskultur. Als Säulen des Vereins nannte Jankowski die Mitglieder, vor allem die ehrenamtlichen Funktionsträger in den inzwischen sieben Abteilungen. Jankowski dankte allen SVClern aber auch allen Laggenbecker Gruppen und Vereinen. Sie verbinde ein Ziel: „Unseren Stadtteil Laggenbeck nach vorne bringen.“
Die erste stellvertretende Landrätin Gisela Köster sagte, 100 Jahre SVC, das sei das „Ergebnis einer großartigen Teamleistung“. Der Verein habe lokale Sport- und Zeitgeschichte geschrieben, vermittele soziale Werte und sei ein wertvoller Bestandteil des Lebens in Laggenbeck.
Ibbenbürens Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer erklärte, der SVC habe allen Grund, „mit Stolz zurückzublicken“ auf seine Geschichte. Das habe 1920 mit „sympathischem Pioniergeist“ begonnen. Heute, nach 100 Jahren, wäre Laggenbeck, aber auch die Sportstadt Ibbenbüren, ohne diesen Verein ein ganzes Stück ärmer. Den 100 Jahre alten Jubilar bezeichnete Schrameyer als „topfit“.
Frank Nottekämper, Vorsitzender des Stadtsportverbandes Ibbenbüren, hob die Rolle des Großvereins SVC als wichtiger Teil der Ibbenbürener Sportfamilie hervor. Dieter Torz sagte im Namen des Turngaus Münsterland und des Westfälischen Turnerbundes, man sei stolz, „einen so innovativen Mehrspartenverein in unseren Reihen zu haben“.
SVC-Ehrenvorsitzender Werner Sander erinnerte an viele bemerkenswerte Begebenheiten aus der Vereinsgeschichte. Er ziehe „den Hut vor vielen Leuten, die all die Jahre für den SVC gewirkt haben“.
Den Reigen der Grußworte beschlossen Nachbarvereine. Andreas Sante (SV Dickenberg) gratulierte zu „100 Jahren super Vereinsarbeit“ und zu Mitgliedern, „die sich kümmern“. Volker Schwabe (ISV) lobte eine „tolle Gemeinschaft – deshalb funktioniert der SVC, deshalb funktioniert Laggenbeck so gut“. Jens Senger (SV Uffeln) sagte, Cheruskia sei ein „jung gebliebener und sympathischer Verein“.
Für wohltuende Abwechslung im mehrstündigen Redemarathon sorgte ein buntes Rahmenprogramm. Dass auch dem letzten Redner noch die verdiente Aufmerksamkeit zuteil wurde, war nicht zuletzt Entertainer Stefan Rodefeld zu verdanken, der als Italiener Luigi durch den Abend führte, Redner und Programmpunkte originell anmoderierte und selbst mit mancher Showeinlage für Auflockerung sorgte. Ein umjubelter Höhepunkt auf der Bühne war der perfekt choreografierte und mit Schwarzlichteffekten toll umgesetzte Auftritt der legendären SVC-Showtanzgruppe „Les Chauds Pieds“. Die ehemaligen Leistungsturnerinnen der 1980er Jahre führten lebhaft vor Augen, welche dauerhaften Gemeinschaften die SVC-Vereinskultur hergebracht hat und wie kreativ sportliche Fähigkeiten in eine mitreißende Show umgesetzt werden können. Der erwähnte Cäcilienchor, ein von Ralf Junghöfer geleiteter Projektchor mit Sängerinnen aus Ibbenbüren und Umgebung, setzte mit seinen zwei Auftritten musikalische Akzente. SVC-Schals schwenkend sorgten die zehn Sängerinnen mit ihrer Interpretation der Vereinshymne für den emotionalen Höhepunkt des Abends.
… Paul Krüer, langjähriger SVC-Geschäftsführer
Wie hat sich der SVC während ihrer Amtszeit als Geschäftsführer entwickelt?
Krüer: In praktischer Hinsicht ist da sicher die Vollendung der Sportanlagen an der Jahnstraße zu nennen. Aber auch die positive Entwicklung des Vereins in der Breite hat mich sehr gefreut.
Vor welchen Herausforderungen sehen Sie den SVC in den nächsten Jahren?
Krüer: Im Fokus muss die demografische Entwicklung stehen. Ihr sollte der Verein offen und mit entsprechenden Sportangeboten begegnen. Außerdem gilt es, die wachsenden bürokratischen Hürden in den Griff zu bekommen.
Warum wird es immer schwerer, Menschen für ehrenamtliche Tätigkeiten im Verein zu gewinnen?
Krüer: Wesentliche Gründe sind wohl, dass mehr und mehr Tätigkeiten Expertenwissen voraussetzen und dass der erforderliche Zeitaufwand stetig wächst.“-hl-
„Quelle: Ibbenbürener Volkszeitung, 3.3.2020 – Claus Kossag und Holger Luck (Autoren)©ivz.medien GmbH & Co. KG, alle Rechte vorbehalten.“